Die Wallfahrtskirche
„Freude dem, der hierherkommt, Friede dem, der hier verweilt und Segen dem, der von hier wieder weiterzieht.“
Über die Wallfahrtskirche
Die menschenfreundliche Botschaft der Gnadenkapelle setzt sich in anderen Stilformen in der Wallfahrtskirche fort.
Im Stile der ausgehenden Rennaisance 1619 fertiggestellt, zeigt sie uns heute zu ihrer ursprünglichen Gestalt noch das Schmuckkleid des Barock aus dem Jahre 1717.
Bartholomäus Steinle, Elias Greiter der Ältere und Matthias Pusjäger sind die bedeutenden Meister, die der Kirche ihr kostbares Gesicht gegeben haben.
Aus der Erbauerzeit der Kirche sehen wir die edlen geschnitzten Emporenbrüstungen und den vornehmen Kanzelkorpus. Auf den Emporenbrüstungen haben sich einstmals virtuos geschnitzte Ziergitter befunden. Zwei Teilstücke mit den beiden alttestamentlichen Gestalten Mose und David haben sich bis heute erhalten.
Wenn uns im Kirchenraum in den verschiedenen Skulpturen immer wieder das Leiden Christi begegnet, so weist es uns darauf hin, dass Jesus für alle notleidenden Menschen den Weg der Erlösung durch Leiden und Sterben hindurch zur Auferstehung gegangen ist. Das bezeugt uns sowohl der aus dem 17. Jahrhundert stammende Geißelheiland an der Säule, sowie die Figurengruppe Christus am Kreuz mit Maria, der Schmerzensmutter, und letztendlich auch die so ausdrucksstarke Pieta mit Engeln, die die Leidenswerkzeuge in ihren Händen halten.
Und wenn uns gleich ein paar Mal die Heilige Barbara begegnet, so weist sie als Schutzpatronin der Bergleute darauf hin, dass Hohenpeißenberg bis ins Jahr 1971 Bergwerksort gewesen ist.
Die großartigen wittelsbachisch gestifteten Altäre erzählen uns von der Rettung des Menschen durch die befreiende Tat Jesu. Die beiden Seitenaltäre sprechen uns von der heilenden Geschichte des Todes und der Auferstehung Christi.
Der mächtige Hochaltar bildet Ausgangspunkt, Abschluss und Höhepunkt der Wallfahrtskirche. Sinngebende Mitte des Altares ist das großformatige Bild der Aufnahme Mariens in den Himmel. Sowohl die Jünger Jesu, wie auch die Heiligen Monika, Augustinus, Katharina von Siena und Dominikus künden staunend von der Großtat Gottes an Maria.
Die zahlreichen Engel, kleine wie große, geben uns einen Blick hinein in den offenen Himmel, wo die Dreifaltigkeit Gottes Maria empfängt und ihr die Krone des Lebens überreicht. Der sich neigende Himmelsbaldachin bekrönt das wunderbare Geschehen.
In Maria, der Gottesmutter, wird uns gezeigt, wozu wir alle berufen sind durch die Erlösungstat Jesu an uns.
Das haben Menschen durch die Zeiten hindurch gespürt und erlebt und deshalb haben sie den so schönen Vers auf den Gnadenberg verfasst, der da lautet:
„Freude dem, der hierherkommt, Friede dem, der hier verweilt und Segen dem, der von hier wieder weiterzieht.“
Die Gnadenkapelle
Wenn wir in die Gnadenkapelle eintreten, dann begrüßt uns das kostbare Gnadenbild Mariens, das seinen Platz gefunden hat im prächtigen Gnadenaltar. Franz Xaver Schmädl hat diesen Altar, der ursprünglich aus dem Jahre 1719 stammt, mit großem Einfühlungsvermögen 1748 in das Gewand des Bayerischen Rokoko gekleidet.
Das spätgotische Bildnis der Gottesmutter erzählt uns die Rettungsgeschichte allen menschlichen Lebens. Maria, die „Neue Eva“, sitzt auf einem schönen Thron. Sie gilt als „Sitz der Weisheit“. Sie wendet den Pilgern ihre Augen zu, dabei hält sie in der einen Hand die Frucht als Symbol aller menschlichen Schuld und Lebensnot, mit der anderen Hand stützt sie das auf ihrem Schoss sitzende unbekleidete Jesuskind. Das Kind streckt beide Arme aus, um die Frucht von Sünde und Schuld des Menschen an sich zu nehmen.
Ein starkes Bild: er, der Heiland der Welt, geht für uns alle den Weg der Rettung und Erlösung. Und dass das Erlösungsversprechen Jesu Wirklichkeit geworden ist, zeigt uns die ergreifende Figur des Kerkerheilandes in der Nische hinter dem kostbaren Gitter aus dem 18. Jahrhundert.
Den Himmel auf Erden dürfen die Menschen hier finden, ausgedrückt im Motiv der Dreifaltigkeit, das den ganzen Kirchenraum füllt. Im Auszug des linken Seitenaltares mit der Figur des Heiligen Joachim finden wir das Auge Gottes, im Hochaltar das Jesuskind auf dem Schoss Mariens und im Auszug des rechten Seitenaltares mit der Figur der Heiligen Anna sehen wir die Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Die Dreifaltigkeit Gottes umfängt gleichsam liebevoll die pilgernden Menschen
Fürsprechendes Dasein für die hilfesuchenden Menschen ist das große Thema der Gnadenkapelle. Die wunderbaren Fresken des Matthäus Günther zeugen davon.
Im Chorraum schauen wir drei alttestamenliche Szenen, die in ihrer fürsprechenden Hilfe schon auf Maria hinweisen. Da ist einmal auf der Nordseite Abigail, die durch ihre Fürsprache ihren Mann Nabal rettet vor dem zornigen David; auf der Südseite begegnet uns Elieser bei Rebecca am Brunnen. Elieser ist Brautwerber für seinen Herrn Isaak; und das Hauptgemälde im Chorraum zeigt uns Esther vor dem Perserkönig Assuerus. Sie ist es, die durch ihre Fürsprache ihr bedrohtes jüdisches Volk zu retten vermag.
Alle Drei zeugen von der großen Kraft fürsprechender Hilfe für Menschen in Not.
Die alttestamentlichen Bilder im Chorraum lenken nun den Blick weiter zum großen Fresko des Langhauses, wo Maria, die Frau des Neuen Bundes, am Throne Gottes für die Menschen da ist. Der offene Himmel hat sich auf den Ort der Gnade, den Hohenpeißenberg, herabgesenkt. In drei Szenen wird uns die Geschichte der Wallfahrt vor Augen geführt.
Da ist zuerst die Gründungsgeschichte von 1514: von Schongau, nordwestlich im Hintergrund auszumachen, kommt die Prozession mit dem Gnadenbild auf den Hohenpeißenberg. Hier, auf dem Berg, möchte das Bildnis der Mutter Gottes seine Heimat finden. Am rechten südlichen Rand des Deckenbildes erscheint die Szene der Übernahme der Wallfahrtsseelsorge durch die Augustinerchorherren von Rottenbuch im Jahre 1604. Herzog Maximilian überreicht dem Rottenbucher Propst die Schenkungsurkunde, kraft derer die Gnadenstätte für „ewige Zeiten“ dem Stift Rottenbuch zugeeignet wird.
Gegenüber an der Westseite sind die Menschen der Peißenberger Gegend vertreten, die in ihren vielfachen Lebensnöten bei der Mutter Gottes Hilfe erbitten. Mitten unter diesen Menschen finden wir auch den großen Freskanten Matthäus Günther und seinen Vater Jakob, als betende Menschen uns überliefert.
Auch wenn nicht mehr viele Votivbilder die Zeiten überdauert haben, so sind es doch noch genug, um die fürsprechende Hilfe durch die Gottesmutter sichtbar werden zu lassen.
Ein häufig wiederkehrendes Motiv belegt auch noch die Kraft des Gnadenortes: es ist das Motiv der Rose, das geschnitzt und stuckiert an zahlreichen Stellen der Gnadenkapelle uns begleitet. Die Rose als Symbol der liebenden Zuwendung steht dabei einerseits für Maria, die „geheimnisvolle Rose“, die in ihrer liebenden Art für die Menschen da ist; zum anderen erfüllen die vielen Rosen den gesamten Kirchenraum förmlich mit ihrem Duft, um zu zeigen, dass hier ein Ort der liebevollen Zuwendung für alle Menschen offen steht.
Eine wunderbare Botschaft, die dieser Gnadenkapelle innewohnt.